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Roman

OrtGraham Norton,
Ein Ort für immer

Lebensklug und mit feinem Humor geschrieben, fesselnd. Der große neue Roman von Graham Norton: mit so viel Herzenswärme, Witz und Melancholie erzählt, wie es nur der irische Bestsellerautor kann.

Carol, eine geschiedene Lehrerin, hätte nie gedacht, dass sie sich noch mal verliebt. Bis sie Declan begegnet. Für beide ist es die große Liebe, nach wenigen Monaten zieht sie zu ihm in sein Haus. In der irischen Kleinstadt tuschelt man über das Paar, und auch Sally und Kilian, Declans Kinder, lehnen die neue Frau an der Seite ihres Vaters ab. Doch das schweißt die beiden nur noch mehr zusammen. Dann wird Declan dement. Die Krankheit verschlechtert sich rapide, er kommt in ein Pflegeheim. Sally und Kilian beschließen, das Haus zum Verkauf anzubieten, das ihm so wichtig war und für Carol zum Zuhause geworden ist. Und so muss Carol mit fast fünfzig Jahren und einem gebrochenen Herzen wieder bei ihren Eltern einziehen. Ihre Mutter Moira hat nie viel von Declan gehalten, aber sie erträgt es nicht, ihr Kind so leiden zu sehen. Kurzerhand kauft sie das Haus für ihre Tochter, nicht ahnend, welch dunkles Geheimnis sich dort verbirgt …

Graham Norton, Ein Ort für immer, Kindler Verlag (https://www.rowohlt.de), 384 Seiten, ISBN 978-3-463-00048-0, 25 Euro.

 

EtampesAbel Quentin,
Der Seher von Étampes

Eine augenöffnende Lektüre: atmosphärisch dicht und sehr süffig, lebensklug und perfekt inszeniert.

Jean Roscoff versteht die Welt nicht mehr. Eigentlich wollte er mit seinem Buch Der Seher von Étampes eine Hommage auf einen unbekannten afroamerikanischen Dichter schreiben, stattdessen hat er den größten Literaturskandal in der jüngeren Geschichte Frankreichs ausgelöst. Im Internet wütet ein heftiger Shitstorm, Presse und Rundfunk machen dem pensionierten Akademiker mit Hang zu Alkohol, Nostalgie und Fettnäpfchen öffentlich den Prozess. Der Vorwurf: kulturelle Aneignung. Denn seit Roscoff in den 1980er-Jahren als löwenmähniger Postpunk auf die Straße ging, haben sich die ideologischen Koordinaten des linken Antirassismus verschoben. Was einst progressiv war, gilt heute als reaktionär.

Wie ein Seismograf für gesellschaftliche Erdbeben verzeichnet Abel Quentin die neuesten Verwerfungen im unwegsamen Terrain der Moral. Mit satirischem Scharfsinn seziert er die Dynamiken des digitalen Meinungskampfes und entwirft ein bissiges Porträt der Medienwelt. Vor allem aber nimmt er seine Figuren beim Wort, folgt ihnen durch ihre höchst unterschiedlichen Milieus und interessiert sich – immer scharfzüngig, nie gnadenlos – für ihr Hadern mit der Welt, den anderen und sich selbst.

Abel Quentin, Der Seher von Étampes, Matthes & Seitz Berlin
(https://www.matthes-seitz-berlin.de), 350 Seiten, ISBN 978-3-7518-0964-1, 25 Euro.

 

MondPaul Auster,
Mond über Manhattan

Fabulierfreudig, geheimnisvoll, unerwartend, einfach gut: Ein wilder Roman voll grotesker Abenteuer.

Der Student Marco Stanley Fogg wohnt in einem leeren New Yorker Loft mit Ausblick auf einen Hinterhof und ein China-Restaurant. Seit sein Onkel und Ersatz-Vater gestorben ist, hat er die Wohnung nicht verlassen. Einem Zusammenbruch nahe beginnt er, überall Zeichen zu sehen: Die Leuchtreklame «Moon Palace» scheint geheimnisvoll mit den Moon Men, der Jazz Band seines Onkels, verbunden. Diese wieder mit der ersten Mondlandung. Marco macht sich auf, um das Rätsel zu lösen - vielleicht ist es auch das seiner Herkunft.

Paul Auster, Mond über Manhattan, Rowohlt Taschenbuch (https://www.rowohlt.de), 416 Seiten,
ISBN 978-3-499-01532-8, 16 Euro.

 

MenschHenry Hoke,
Ganz wie ein Mensch

Sehr eigen, aber geht unter die Haut. Nominiert für den PEN/Faulkner Award 2024.

In den Hügeln von Los Angeles, gleich unter dem Hollywood-Schriftzug, lebt einer der gefährlichsten und hungrigsten Bewohner der Millionenstadt: Ein einsamer Berglöwe, der die heißen und beutearmen Tage damit verbringt, den Wanderern in den Hollywood Hills bei neurotischen Gesprächen zuzuhören, ein nahegelegenes Obdachlosencamp zu bewachen und Insekten zu fressen. Als ein Feuer im Camp ihn zwingt, den Weg über die Highways nehmen, findet er sich auf einmal in der Stadt wieder, von der er schon so viel gehört hat: „Ellay“. Hier begegnet er nicht nur neuen Gefahren, sondern auch einer möglichen Retterin – und einem alten Bekannten, mit dem er noch eine Rechnung offen hat …

In atemloser, außergewöhnlicher Sprache beschreibt der Löwe seine Sicht auf eine schnelle, hitzige und traumatisierte Welt, und erzählt so letztendlich doch nicht von sich – sondern von uns Menschen.

Henry Hoke, Ganz wie ein Mensch, Eisele Verlag (https://www.ullstein.de), 192 Seiten, ISBN 9783961611881, 22 Euro.

 

TiereGijs Wilbrink, Tiere

Kluger Romane, der neue Perspektiven eröffnet.

Am Rand eines abgelegenen Dorfes im Achterhoek liegt der Bauernhof der Familie Keller, vom Dorf gleichermaßen gefürchtet wie verachtet. Landwirtschaft wird hier schon lange nicht mehr betrieben, Tiere gibt es trotzdem: die illegale Nerzzucht des Großonkels. Auch als Isa längst den Hof verlassen hat und zum Studieren in die Stadt gegangen ist, verfolgt sie das Fiepen der Tiere noch bis in den Schlaf. Dann holt sie ein Anruf zurück ins Dorf: Ihr Vater ist verschwunden. Die Suche nach ihm wird zu einer Suche nach ihrer eigenen Identität. Und nach der Wahrheit über ihre Familie.

Gijs Wilbrink, Tiere, Ullstein Hardcover
(https://www.ullstein.de), 448 Seiten,
ISBN 9783550202636, 24,99 Euro.

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